Golf Region I Ausgabe 39

rem Sport nur vorgeschoben. Eigent- lich ist der Golfsport ein Schlachtfeld der Besserwisserischen, der Eitelkei- ten und des Ideologischen. Der Schrei- ber dieser Zeilen ist da nicht besser. Es brodelt halt häufig in des Golfers Seele. Ich muss lachen über die neuer- dings in den Regelstand erhobene Etikette. Häufig ist diese nicht der Ausdruck unserer „feinen“ Abstam- mung, sondern eher ein Bollwerk ge- gen die Barbarei. Fahne rein? Fahne raus? Ready Golf, oder? Wer ist dran, wer weiter weg? Wer hat die Ehre? Spiel mir nicht in die Hacken! Fore am Abschlag, Fore beim Putten, usw. usw. Ständig suchen wir Streit. Das Kon- fliktpotenzial beim Golf ist hoch? Zet- teln Sie doch mal eine Diskussion über die Mitnahme von Hunden in Ihrem GC an. Das Konfliktpotenzial war bis dahin schon sehr hoch, aber jetzt geht's richtig zur Sache. Seitdem unsere Freunde sich den Labradoodle Leo an- geschafft haben ... stören mich Hunde auf der Runde eher weniger oder auch nicht. Ich wurde auch noch nie auf einem Golfplatz von einem Hund belästigt, gebissen oder ernsthaft ge- stört. Kenne auch keinen Lebenden, demÄhnliches widerfahren wäre. Na- türlich würde ich einigen Leuten aus Tierschutzgründen gerne den Hund wegnehmen und bei manchen Besit- zern hoffe ich, dass sie vor ihrem Tier sterben. (Nur damit sie den Verlust ihres Hausgenossen nicht ertragen müssen, versteht sich.) Sehr selten gibt es nach meiner Er- kenntnis unangenehme Auffälligkei- ten mit Canis lupus familiares auf dem Golfplatz. Man mag ihn oder er ist einem zuwider. Für viele von uns ist die bloße Möglichkeit eines Ereig- nisses schon Grund genug, die Mit- nahme von Leo und Co. zu verbieten. Da verstehe ich also die Aufregung nicht und die Blüten, die sie treibt. In immer mehr Clubs sind Hunde, na- türlich gut erzogen und angeleint, willkommen. Dafür braucht es keiner besonderen Ausbildung. Was spricht dagegen, es probeweise zunächst auf ein Jahr zu begrenzen? Bei Turnieren generell nicht und auch nicht an Wo- chenenden. Oder in einem Zeitfenster am Morgen oder Nachmittag? Der Fantasie sind da keine Grenzen ge- setzt. Leo, der Labradoodle hat dafür gesorgt, dass meine frühere Ableh- nung einer Akzeptanz gewichen ist. Vielleicht lag meine frühere Abnei- gung gegen Hunde auch darin be- gründet, weil ich es einfach nicht wollte, dass Hunde auf demPlatzmit- laufen. Manchmal braucht eine Ab- neigung auch keinen triftigenGrund. Also, viel Lärm um nichts, oder? Ich habe meinen Frieden mit den Wu- schels und Leos gemacht. Und vor allem eines sollte uns allen klar sein: Mit einem Golfer/in als Besitzer wird er sich auf der Runde doch sicherlich gesittet benehmen? Und fassen wir uns doch mal an die berühmte eigene Nase! Wie war das nochmals mit dem Konfliktpotenzial beim vermeint- lichenVerstoß gegen die Etikette? Von mir aus könnten alsoHunde zeitweise mit auf den Golfplatz. Und wenn sich niemand über diesen Hunde-Artikel aufregt, regt es mich auf, dass sich niemand aufregt. Zugegeben ... ich habe keinen Hund und habe bei den Mitgliederver- sammlungen schon bei Andeutung der Frage: 'Wollen wir Hunde auf un- serem Golfplatz erlauben?' immer als Erster die Hand gehoben und mit 'Nein' abgestimmt. 2016 kostete mich diese Abstimmung eine Menge Geld. Hatte bei einer Abstimmung, über al- les und jenes, wieder mal reflexartig meine Hand gehoben ... und als ein- ziges Mitglied für ein finanzielles Sponsoring neuer Buschwindröschen in unserem GC gestimmt. Meine hek- tisch vorgetragene Ausrede bezüglich eines schweren Hörschadens ... kam zu spät. Dafür kam die Rechnung über sechs Kübel Buschwindröschen, zumeinenHänden, dann sehr früh. Nun gilt es, die Einleitung vom Spon- soring der Pflanzen hin zum Thema 'Hunde auf dem Golfplatz' über- gangslos einzufädeln. Auch in mei- nem GC gilt schon seit Jahren ein Hundeverbot. Warum? Weiß eigent- lich keiner mehr so genau. Irgend- wann gab es mal eine Bestimmung. Die aber schon seit Jahren nicht mehr hinterfragt wird. Die Mitglieder ha- ben das so entschieden, man mag die Wuschels einfach nicht und über- haupt ... Hunde haben auf einem Golfplatz nichts verloren. Der „Spirit of the Game“ ist auch oftmals in unse- Steht ein Hund auf'm Platz Michael Wesselmann denkt vor ... nicht nach! 26 golf region KOLUMNE Kolumne von Michael Wesselmann Labradoodle Leo will von den Diskussionen sowieso nichts wissen

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