Golf Region I Ausgabe 39

Namen und Handlungen in diesem Artikel sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden Personenwären zufällig. Sie erinnern sich daran, dass ich mich im „GC Matt-Eagle“ als Mitglied „be- worben“ hatte. Der Präsident dieses Clubs bat mich aber vor der Auf- nahme noch zu einem klärenden Gespräch in das Clubrestaurant 'Der Besorgte Burger'. Persönlich würde er mir dort dann die Gepflogenheiten bzw. Eigenarten dieses Golfclubs und seiner Mitglieder erklären. Zu dieser Einweisung erschien der Präsident > kannst wie die anderen Clubmitglie- der auch Butzi zu mir sagen < dann wieder so froh und schillernd geklei- det, dass man bei den anwesenden Restaurantbesuchern genau erkennen konnte, welche Zähne mit Amalgam- füllungen behandelt worden waren. Sie kriegten vor Staunen, ob der kar- nevalistischen Kleidung des Clubprä- sidenten, den Mund nicht mehr zu. Einige Besucher behaupteten steif und fest, dass sie ihn schon häufig in der Fernsehsendung „Mainz, wie es singt und lacht!“, als Büttenredner ge- kleidet, bewundert hätten. Andere wetteten um eine Packung Hagebut- tentee, dass dieser Golfpräsident in seiner farbenfrohen Aufmachung mehrmals die Quote in der Muppet- 1. Akt Show verbessert hätte. Dann begann er nuschelnd und wild gestikulierend seinen Vortrag über sein Lieblings- thema: Etikette + Anstand in einem deutschenGolfclub! Seine Ausdrucksweise und Mimik erinnerte mich stark an die Reportage eines Kriegsberichterstatters oder eines Gefängnisaufsehers. Wortfetzen wie z.Bsp. Angriff, Tot am Stock, Eisen- und Strafschläge, Big Berta, Annäherungsschläge, Einlochen, Was- serhindernisse überqueren sowie Bunkerschläge absolvieren u.s.w. All diese Begriffe konnte ich als Golfneu- ling zu dieser Zeit verständlicherweise noch nicht dem Golfsport zuordnen. Bei seinem Spezialthema: Sitte, Spen- den undAnstand in einemGolfverein! fuchtelte er zur Untermalung seiner Thesen sowildmitArmen und Beinen, dass es einem Breakdancer zur Ehre gereicht hätte. Insgeheim vermutete ich aber, dass der Präsident > sag Butzi zu mir < augenscheinlich morgens sei- ne Tabletten vertauscht hatte. Beka- men die übrigen Restaurantbesucher hinsichtlich seiner extravaganten Kos- tümierung + Farbzusammenstellung „Ist denn Karneval neuerdings 365 Ta- ge im Jahr?“ vorher den Mund nicht mehr zu, saßen jetzt alle Anwesenden ob der ausdrucksstarken Darbietung ehrfürchtig auf ihren Stühlen. Aber Das ungewöhnliche Aufnahmeritual Eine Glosse von Michael Wesselmann 14 golf region GLOSSE weiterhin mit offenen Mündern. Ein sichtlich irritierter Gast fragte nach, ob dies eventuell eine Vorführung der Oberstdorfer Trachtengruppe sei? Mich erinnerte die zuckende und unkontrollierte Vortragsweise des GC Präsidenten mehr an eine Darbietung der tanzenden Derwische von Kappa- dokien. Nach ca. 20 Minuten beendete er ab- rupt seinen sehr emotionalen Vortrag und fragte mich mit lauerndem Blick, ob mir nun die Strukturen des „GC Matt-Eagle“ geläufig wären und ich auch alles verstanden hätte? Ich wagte, angesichts seines verklärten Gesichtsausdruckes, nicht zu wider- sprechen! Ich nickte übertrieben heftig und versprach ihm, bei Bedarf oder nach Aufforderung, mein Leben für denGolfclub und seinen Präsiden- ten zu opfern. Meine Antwort gefiel dem Präsidenten und zack; nach die- ser Aussage war ich nun endgültig Mitglied im„GCMatt-Eagle“. Als wäre das nicht schon alles mehr als seltsam und gewöhnungsbedürf- tig, nahm diese für mich ungewöhn- liche Einführungszeremonie in einem Golfclub weiter ihren Verlauf. Aufge- fallen war mir während des „Einfüh- rungsrituales“, dass der Golfpräsi- dent fortwährend die Eingangstür 7. Teil Erlebnisse Glosse verpasst? Lesen Sie nach www.eumago.de Ulf Mizuno Hoving + Hellmich GmbH Heinrich-Hasemeier-Straße 6 49076 Osnabrück Telefon: (05 41) 12 19 10 info@hoving-hellmich.de www.hoving-hellmich.de STAHL- UND INDUSTRIEBAU • BAUEN IM BESTAND FASSADEN • DÄCHER • TÜREN & TORE SONDERMASCHINENBAU • KRANANLAGEN golf region GLOSSE 15 fixierte. Plötzlich öffnete sich die Restauranttür. Der „Grund“ für sein hektisches Türstarren kam in flieder- farbenem Ornament und einem Blu- menhut à laAscot hereinspaziert. Eine optische Verschmelzung von Harald Glööckler und Helge Schneider. Ein Wesen aus einer anderen Galaxy. Die Aufmachung war so dominant, dass ich kurzzeitig dachte, wer interessiert sich noch bei demAnblick dieses Hu- tes für die Aufnahme in einen Golf- club? Als wäre das bisher mir Darge- botene und Erlebte – ich wollte doch nur Mitglied in einem Golfclub wer- den – nicht schon grenzwertig; nahm das Aufnahmeritual weiter seinen Lauf. Heute weiß ich, woher die „Gags“ für den Komödienstadl ent- nommen werden. Mittlerweile hatten die übrigen Gäste ihre Stühle wie bei einer Theateraufführung platziert. Andächtig und ergriffen verfolgten sie weiterhin die Entwicklung meines Aufnahmerituales. Mitbekommen hatte ich, dass unter den Zuhörern eine Sitzplatzrotation vorgenommen wurde. > Ich bin die Präsidentenfrau Angie und ich unterstütze meinen Mann Butzi! Wir benötigen noch Sand für die Bunker, mehrere Bäume, Harken, Abschlagmatten, neue Flaggenstöcke und einige Nistkästen. Was glaubst du, wieviel Arbeit ich mit diesem Golfplatz habe? DieMitglieder wollen anscheinend hier nur golfen, golfen und nochmals golfen. < Meinen Ein- wand, dass dies ebenfalls der Grund für meinen Eintritt in den Golfclub wäre,... fandAngie kindisch. > Ich reiß mir hier den Arsch auf und wenn der Butzi mich nicht unterstützen würde, lief hier gar nichts. Würde ich nicht jeden Tag hier alles managen, wäre das hier immer noch eine 9-Loch Hackerwiese. < Hätte. Wäre. Würde. Der Konjunktiv prasselte nur so auf mich ein. Weitere 45 Minuten wurde das gesamte Clubleben mit allem DrumundDran in atemberaubendem Tempo vonAngie vorgetragen. 2. Akt – Einführung in einen Golf- clubdurch FrauPräsidentin Es endete mit dem für mich denkwür- digen Abschlusssatz: Jetzt sind wir ein Golfplatz, zu dem man sagen kann: > Hallo, dies ist aber ein Golf- platz! < Während des 45minütigen Informationsgespräches der anschei- nend selbst ernannten „Präsidenten- gattin“ konnteman sich ob dieser Dra- maturgie lebhaft vorstellen, wer bei internen Diskussionen dieses Ehepaa- res derjenige ist, der das letzte Wort ausspricht. Weiterhin herrschte bei allen Gästen des Clubrestaurants atemlose Stille ... aber Begeisterung, Verwunderung und ungebremste Neugierde. Der Wirt und seine Bedienung hatten sich verzogen. Angeblich um den Keller aufzuräumen. Mitglieder des Clubs, die den Gastraum während dieses Vortrages betraten, murmelten „Oh, Gott“ und schlossen in offensicht- licher Panik die Restauranttür schnell wieder hinter sich zu. Butzi, der vor- mals so selbstbewusst auftretende Clubpräsident des „GC Matt-Eagle“, saß mittlerweile eingeschüchtert und teilnahmslos auf seinem Stuhl. Ein ge- brochener Mann, dem dieser Auftritt seiner Gattin sicherlich zusetzte.Allen Zuhörenden und mir war sofort klar, dass seine Gattin nur aus gesellschaft- lichen, ehelichen und Imagegründen das Golfspiel für ihren sonst anschei- nend sanftmütigenGatten auserwählt hatte. Seine Hilflosigkeit war für uns alle so augenscheinlich, dass ein etwa 4jähriges Mädchen ihm spontan ihren Lolly anbot. Aber unserem vorher so selbstsicheren Präsidenten hatte der Auftritt seiner Frau wieder einmal klargemacht, wer hier der eigentliche Präsident und Herrscher aller Reusen im Golfclub war. Sein leerer Blick und seine mittlerweile eingesunkene Kör- perhaltung erinnertenmich an die Bil- der traumatisierter und enttäuschter Golfer, nachdemdiese ihre tatsächlich erspielten und genau errechneten Punkte beim Monatsbecher von der Spielleitung erfahren hatten. Irgend- wie hatte ichmir dieAufnahme in den „GC Matt-Eagle“ anders und unauf- geregter vorgestellt. Wie genau weiß ich nicht? Aber eben ganz anders! Nun ging es in diesem Tempo weiter. Die nächste Frage unserer Präsiden- tengattin an mich lautete, ob ich mir eine Spende für eine geplante Wild- blumenwiese vorstellen könnte?Mein Einwand, dass ich jedes Jahr an den WWF eine Summe zur Unterstützung für legasthenische Waschbären sowie für vernachlässigte Regenwürmer überweisen würde, stieß auf ihr Un- verständnis. Eingeschnappt ob mei- ner offensichtlichen Spendenunlust forderte sie Butzi auf, sofort mit ihr eine Kontrollrunde über das Golfge- lände zu fahren. Die Rhododendren an der Bahn 7 sähen seit einigen Tagen nicht mehr frisch aus und überhaupt wäre alles ... So endete abrupt das Aufnahmege- spräch in diesem Golfclub. Sicherlich ist diese Art und Weise ungewöhn- lich, wie angehende Mitglieder für einen Eintritt in einen Golfclub vorbe- reitet, bzw. überzeugt werden sollen. Aber ich habe es ohne bleibende? Schäden überstanden. Manche Zeit- genossen behaupten nach wie vor, dass Gegenteil wäre der Fall. Sicher- lich hat mich der damalige optische Auftritt von Butzi undAngie in einem Punkt wesentlich geprägt. Der Hang zu karierten Golfhosen und bunten Golfpolos hat sich auch in mir mani- festiert. In der nächsten Ausgabe der Golf- Region berichte ich, wie Ulf Mizuno sein 1. Golfturnier erlebt. Auch dieses Turnier verläuft so ganz anders, als sich dieses der „normale“ Golfer in seiner Phantasie ausmalen kann. Du kannst ruhig 'Butzi' zu ihm sagen

RkJQdWJsaXNoZXIy MjU4