eulenspiegel - Ausgabe 816
Anzeigensonderseite www.dereulenspiegel.de Seit e 20 Run d 23 0 Arbeitsstunden , 50 Spraydose n un d fas t 10 0 Lite r Fassadenfarb e – da s sin d di e Zu- taten , di e es gebrauch t hat , um de n Varustur m au f de m Lam- mersbrin k in de n vergangene n Woche n in ei n echte s Kunstwer k zu verwandeln . Ei n Kunstwerk , da s di e Besucherinne n un d Be- suche r mitnimm t au f ein e se- henswert e Reis e vo n mehr als 30 0 Millione n Jahre n bis in di e Gegenwart . Be i eine m gemein- same n Termi n alle r Projektbetei- ligte n vo r Or t wurd e da s neu e Wandbil d nich t nu r in Augen- schei n genommen , sonder n de r Tur m dami t auc h offiziel l wiede r für de n Publikumsverkeh r freige- geben. Noc h fas t bis zur letzte n Minut e wa r Christia n Aret z vo n de r Graffiti- und Künstleragentur „Bunt e Hunde “ mi t de r Spray- dos e a m Tur m unterwegs , u m seinen Motiven den letzten Schlif f zu geben : „A m End e ist es ein e echt e Punktladun g gewor- den“ , so de r Künstler , de r auc h de n Hermannstur m im vergan- gene n Jah r neugestalte t hatte . 28 Werktag e bei Wind un d Wet- ter hatt e er gebraucht , u m di e Innen - un d Außenwänd e de s Va- rusturm s mit Tieren , Gebäude n un d Landschafte n sowi e eine r Geschicht e zu versehen . Den n Stuf e u m Stuf e geh t es für di e Besucherinne n un d Besuche r durc h di e Erdzeitgeschichte . An- gefange n vo m feuchtwarmen un d waldreiche n Zeitalte r de s Karbons , übe r di e Dino-Zei t im Jura , de n erste n Mensche n in de r Steinzei t bis hin zur Varus- schlach t un d de n Freude n de r Neuzeit , etw a mi t „Hütt e rockt “ ode r de r Kirmes : „Ic h wollt e ein e mi t Bilder n gefüllt e un d dami t lebendig e Zeitreis e durc h di e Erdgeschicht e schaffen , mi t Er- eignisse n di e hie r ode r hie r in de r Weihnachte n ist nich t so mei n Fall. Alle s ist zu bun t un d liebe- voll . Sentimentaler Mist . Außer- de m hatte n sic h mein e Elter n angekündigt . Was mein e Stim- mun g au f de n Nullpunk t sinke n ließ . Mein e Elter n un d ich ver- stehe n un s nu r im Suf f gut . Je- de s Ma l mus s ic h mi r anhören , das s mein e Einstellun g gegen- übe r Whiske y nai v un d intoleran t sei . Da s Gebrä u Lockstätte r wä- re das , wa s ei n Lockstätte r trin- ke n sollte . Wir führte n regelmä- ßi g Grundsatzdiskussione n da- rüber , welches Lebenselixie r Ak- zeptan z finde n könnte . Ich hatt e einfac h da s Gefühl , das s wir ei n Kommunikationsproblem hat- ten . Zu m Glüc k konnt e mic h ei n Fall vo n meine n Horrorvorstel- lunge n ablenken . Grego r Gro g besucht e mic h in meine m Bür o in de r Altstadt-Hütte . Da s drei- hunder t Jahr e alt e Glühwein- Rezep t de s Wittler-Stande s se i geklau t worde n un d ic h musst e herausfinden , we r es war . Ic h macht e mic h au f de n Weih- nachtsmarkt . Ich wollt e vo r de m Do m starten . Mei n geniale r Pla n wa r sämtlich e Glühwein e zu tes- ten , u m durc h de n Geschmacks- tes t herauszufinden , we r de r Übeltäte r ist . Es schneite . Fü r Weihnachtsliebhabe r wa r es ei- ne gelungen e Atmosphäre . Abe r nich t für mich . Ic h hatt e all e Ständ e durch . Doc h all e Glüh- wein e schmeckte n unterschied- lic h un d keine r nac h de m einzig- artige n Glühwei n vo n Wittler. Ic h beschlos s wiede r in mei n Bür o zurückzukehre n un d eine n gute n Daniel s zu trinken . Selbs t be i Michae l lief di e ganz e Zei t dies e schrecklich e Weihnachtsmusik . Mein e Stimmun g ho b sic h relati v zu de r Anzah l meine r Doppelten . Ic h entdeckt e in de r Eck e de n Weihnachtsman n mi t eine m gro- ße n Gla s Scotch . Wa s macht e de r den n hier ? Au f einma l ka m Knech t Ruprech t herei n un d setzt e sic h zu Sant a Claus . Si e steckte n di e Köpf e zusamme n un d au f einma l ga b de r Weih- nachtsman n dem Knech t eine n Zettel , im Gegenzu g erhiel t er ei- ne n Umschlag . Daraufhi n erho b sic h de r Gehilf e de s Nikolause s un d verlie ß di e weihnachtlic h ge- schmückt e Kneipe . Ic h sa h in di e traurigen Augen des Weih- nachtsmannes . Irgendwi e hatt e ic h da s Gefühl , das s di e Beide n mi t de m verschwundene n Re- zep t zu tu n habe n könnten. Ich gin g zum Weihnachtsman n un d fiel sofor t mi t de r Tü r ins Haus : „Si e habe n wa s mi t de m verschwundene n Rezep t zu tun , nich t wahr?! “ De r alt e Man n brac h in Träne n aus . Dami t hatt e ich nich t gerechnet . Noc h so ei- ne Gefühlsduselei . Ic h wusst e nich t wa s ic h mache n sollte . „Michael , brin g mi r zwe i Doppel- te“ , schri e ic h durc h de n Laden . Alkoho l tröste t immer . „De r gut e Knech t Ruprech t ha t mi r gera- ten“ , fin g de r Man n in Ro t an zu erzählen , „das s ich unbeding t da s Rezep t klaue n soll . Wisse n sie , an un s ist di e Finanzkris e auc h nich t vorbeigegangen . Wir brauche n Geld . Locke , ic h wei ß doc h selber , das s es falsc h ist . Abe r die s ist di e einzig e Möglich- keit. “ Wohe r kannt e er meine n Namen ? De r letzt e Privat e bei m Weihnachtsman n bekannt ? Da s macht e mic h ei n bissche n stolz . So kan n es abe r nich t weiter- gehen . Selbs t wen n er eine r de r berühmtesten und nettesten Mensche n ist . Abe r wohe r ha t Knech t Ruprech t da s Gel d un d wa s will de r mi t de m Rezept ? „Ruprech t ha t die Kopie n de s Rezepte s bereit s verkauft , an Ausstelle r de s Weihnachtsmark- tes in Münster, “ beichtet e de r alt e Mann . „Da s Originalrezep t wollt e er behalten , um im nächs- te n Jah r wiede r an Gel d zu kom- men. “ Ich musst e da s stoppen . „Wie sol l ich den n di e ganze n Geschenk e für die Kinde r finan- zieren?“ , schluchzt e der Weih- nachtsmann . „Lasse n si e es doc h di e Elter n besorgen , es glaub t doc h eh keine r meh r an de n Weihnachtsmann. “ Da s tra f ih n hart . Er erho b sic h un d wollt e gehen . Ic h stellt e mic h ih m in de n Weg . „Oka y wi r mache n ei- ne n Deal . Si e sorge n dafür , das s ich das Rezep t wiederbekomm e un d im Gegenzu g dürfe n sie dan n da s Gel d behalten. “ De r Weihnachtsman n nickte . Zwe i Stunde n späte r hatt e ic h da s Rezep t wiede r un d konnt e di e Schausteller-Famili e beruhigen . Si e hatt e jetz t in Osnabrüc k kei- ne Konkurren z mehr . „We r steck- te nu n dahinter?“ , fragt e Grego r Grog . „Knech t Ruprech t un d de r Weihnachtsmann. “ Grego r Gro g grinste : „Woh l zu vie l Glühwei n für dic h heute? “ Ich schüttelt e de n Kopf. Ic h für meine n Teil wusst e ja, das s es de r Weih- nachtsman n war. Zurüc k be i Michael , sa ß Kom- missa r Underber g au f meine m Platz . „Locke , zwe i Wiederho- lungstäte r sin d au s de m Knas t ausgebrochen . Wir müsse n di e unbeding t finden . Ich glau b di e stecke n auch hinte r de m Kla u de s berühmte n Glühweinrezep- tes. “ „Da s hab e ich scho n erle- dig t un d jetz t runte r vo n meine m Stuhl! “ „Wi e erledigt? “ „Ja , de r Weihnachtsman n un d Knech t Ruprech t ware n es un d di e sin d wiede r au f de m Weg zu m Nord- pol , u m di e Geschenk e für di e Kinde r zu besorgen.“ Näh e stattgefunde n un d mi t Tie- ren, di e hie r in de r Gegen d auc h tatsächlic h geleb t haben“ , so Aretz . So tummel n sic h urzeitlich e Fi- sch e un d Reptilie n genaus o auf de r Turmwand , wi e mächtig e Dinosaurier, ein Steinzeit- mensc h in seine r Höhl e ode r da s Stadtmaskottche n Le o mi t Blic k au f da s ehemalig e Georgsma- rienhütter Schloss „Monbril- lant“ . Un d meh r noch : Christia n Aret z hat übe r di e Motiv e verteil t einige „Varus-Masken“ ver- steckt , di e es im Rahme n eine s Suchspiel s zu entdecke n un d ihr e Anzah l zu errate n gilt . De r Künstle r selbs t zeigt e sic h mi t seine m Werk meh r als zufrieden : „Gerad e di e Übergäng e zwi- sche n de n einzelne n Zeitalter n sin d besonder s gu t gelungen.“ Seh r zufriede n mi t de m Ergebni s zeigte n sich im Rahme n de r Wie- dereröffnun g auc h di e „Auftrag- geber“ . Erste r Stadtra t Alexan- de r Herzber g betont e di e groß e Bedeutun g des Bauwerke s für di e Stad t Georgsmarienhütt e al s gerad e auc h für Familie n mi t Kinder n gu t erreichbare s Naher- holungs - un d Freizeitziel , da s durc h di e Bemalun g nu n ein e erheblich e optisch e wi e inhalt- lich e Aufwertun g erfahre n habe . Gena u dieses sei auc h da s Zie l gewesen , wi e de r Projektleite r bei m Natur - un d Geopar k TER- RA.vita , Michae l Hein , verdeut- lichte: „Während auf dem Hermannsturm die Gesteins- schichte n mi t ihre n Fossilie n ab- gebilde t sind , zeig t de r Varus- tur m di e daz u passende n ver- gangenen Lebenswelten. So möchte n wir verstärk t Familie n mit Kinder n anspreche n un d die- se mitnehmen . Das ist bei m Blic k au f di e Motivauswah l auf jede n Fal l seh r gelungen. “ De r Geopar k hat entscheiden- de n Antei l daran , das s di e Her- stellun g de s Wandbilde s erfol- ge n konnte , den n finanzier t wur- de da s gesamt e Vorhabe n durc h Mitte l au s de r Geoparkförde- rung . „Au s de m Fördertop f konn- te n wir fü r Realisierun g de s Pro- jekte s insgesam t run d 27 00 0 Eur o erhalten , weshal b ei n gro- ße r Dan k nich t nu r an all e Projektbeteiligte n geht , sonder n auc h in Richtun g de s Landes- wirtschaftsministerium s als För- dermittelgeber“ , so de r TERRA.- vita-Geschäftsführe r Dr. Detle f Wilcke. Fü r de n Natur - un d Geo- par k sei de r Varustur m nu n ei n weitere s Aushängeschild , da s de n „Lebenslau f de r Erde “ – so di e Übersetzung vo n TERRA.vit a – woh l kau m besse r wider- spiegle. Wir wü he nsc n f h e nac t n ro e W ih h e und ein yl s h s st i c e n e J r eu s ah ! Wandbildarbeiten am abgeschlossen Varusturm Lockes Weihnachten und das verschollene Glühweinrezept Bunte Zeitreise Altstadtkrimi: Der letzte Private Foto: Stadt Georgsmarienhütte/ Niklas Otten Motiv am Varusturm: König Georg und seine Frau Marie, Namenspaten von Georgsmarienhütte Zeichnung von Pia Prosecco
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