eulenspiegel - Ausgabe 812
DI E SZENEZEITUNG KOSTENLOS 42. Jahrgang • Ausgabe 81 2 • 21. August 2024 ZUM MITNEHMEN 0541 957 20-0 • www.dereulenspiegel.de Gretescher Weg 31 • 49084 Osnabrück Tel . 05 4 1 / 7 76 32 e-mail : info@knollmeyer.de www.knollmeyer.de Grillfleisch von Knollmeyer natürlich gegenüber IKEA-OS www.tastekitchen.de JETZT ANMELDEN Anmelden und kein Angebo t oder mehr verpassen. Mittagstisc h Special SEIT 26 JAHREN Gartenhelfer:innen, Glasreiniger:innen und Reinigunskräft e (m/w/d) in Teil- und Vollzeit zu sofort gesucht! ab Seite 14 Kräuter, Wespen u.v.m. Seite 10 OSNABRÜCKER TELEGRAMM Das einzig echte Original Gerad e steh t ma n meh r ode r wenige r fes t au f eigene n Beinen . Di e Stimmlag e de r Mutte r ha t sic h vo n schril l un d stet s un- norma l freundlic h auf, sage n wir mal , „normal “ eingependelt . De r Zaube r de s Beschützen s de s Va- ters , de r die s scho n durc h da s bloß e Kopfstreichel n zu m Aus- druc k brachte , ist zwa r nich t völli g verschwunden , weich t je- doc h imme r öfte r de n Befehle n un d Aufforderunge n wi e „Nim m de n Finge r au s de r Nase “ ode r „Mi t Esse n wir d nich t gespielt“ . Einfac h gesagt , abe r habe n sie ma l versucht , u m di e Größenver- hältniss e in diese m Fal l zu ver- deutlichen , mit eine m Spate n ein e Supp e zu löffeln , ode r mi t eine r Mistgabe l Spaghett i aufzu- drehen? Un d de r Versuc h sic h auc h weiterhi n mi t eine m eige- ne n Untersat z beque m durc h di e Gegen d schiebe n zu lassen , wir d durc h da s Führen , Zerre n un d Ziehe n an de r Han d abgelöst. Abe r wi e sieh t Osnabrüc k durc h di e Auge n eine s kleine n Kinde s woh l aus . Da ein e solch e Frag e woh l doc h noc h ei n bissche n zu schwe r ist für potenziell e Wis- sende , entschließ e ich mic h da s Ganz e einfac h auszuprobiere n un d mic h so eine m Selbsttes t zu unterziehen . Punk t eins : Es gib t keine n Kinderwagen , in de n ic h mi t meine m ausgewachsene n Hinter n reinpasse . Un d Punk t zwei : Di e Ide e mic h einfac h in eine n Bollerwage n zu quetsche n un d mic h ziehe n zu lasse n schei- ter t an de r fehlende n Bereit- schaf t vo n Freunden , mei n Zug- pfer d zu sein . Als o komm e ich zu r dritte n Idee : Ich trainier e mein e Bein e un d Gesäßmus- keln , inde m ich mic h wo es nu r geh t hinhock e un d auc h in die- ser Positio n versuche , durc h di e Stad t zu laufen . Obwohl , laufe n kan n ma n da s ehrlic h gesag t nich t gra d nennen . Wer sic h an di e Sportstunde n au s de r längs t vergangene n Schulzei t erinner t un d an gemein e Lehrer , di e sic h au s solche n Übunge n eine n zweifelhafte n Spa ß gemach t ha- ben , wir d wissen , wa s ich meine. Ei n weni g mulmi g wa r mi r schon , al s ich mi t de m Bu s zu m Neu- mark t fuhr . Noc h einma l tie f Luf t gehol t un d ich gin g in die Hocke . Doc h schnel l verlie ß mic h mei n Mu t scho n wieder . Ic h spürt e plötzlic h tausen d Blicke , di e sic h au f mic h richteten . In Wirklich- kei t ha t mic h höchstwahrschein- lic h nich t eine r wahrgenommen . Abe r di e bloß e Vorstellung , wi e ich so übe r di e Busbahnsteig e watschl e un d sic h Alt und Jun g nac h mi r umdrehe n un d dabe i nich t wissen , ob sie nu n lachen , verwirr t schaue n ode r lautstar k übe r mic h spreche n sollten , lie ß mic h besse r mein e imagienäre n Schnürsenke l ne u knote n un d mic h beeilen , u m an eine n we- nige r belebte n Or t zu kommen . Da di e Semesterferie n sic h zwa r de m End e neigten , abe r da s Schloss noc h ziemlic h einsa m dastand , beschlos s ich , das s diese s Objek t da s passend e für mein e erst e Testphas e war . Ic h gin g als o erneu t in di e Kni e un d als ic h dan n ma l versucht e da s Dachend e zu sehen , erinnert e ic h mic h au f einma l an de n Kunstunterricht . Di e Froschpers- pektiv e – sag t Ihne n da s noc h was ? Dinge erscheine n so we- sentlic h größer . Ic h blie b als o in der Positio n un d versucht e zu- nächs t einma l u m da s Schlos s zu wandern . Di e ganz e Zei t als o de n Kopf im Nacke n – da s tut weh! Schö n wurd e es allerdings , als ich da s Gebäud e umrunde t hat- te un d mic h nu n in de n Par k mi t eine r normale n Kopfhaltun g be- gab . Blumenblüte n au f Augen- höh e un d di e Wiesen schiene n unendlic h wei t zu sein . Doc h so schö n da s auc h wa r un d Träum e vo n Märchenländer n mi r in de n Kopf kamen , musst e ich mich doc h wiede r in di e „Realitä t ei- ne s Kindes “ begeben . Au f de m We g zur Iburge r Straß e erregt e ich dan n scho n ziemlic h stark e Aufmerksamkeit . Ich kan n nich t leugnen , das s es mi r schwerfie l so vie l Selbstbewusstsei n aufzu- baue n un d auszustrahlen , das s ich nich t nu r klein , sonder n auc h feuerro t mein e Tou r weite r fort- setze n musste . Un d wen n mic h doc h jeman d darau f ansprach , wa s ic h den n da mache n würd e ode r ob be i mi r alle s in Ordnun g haltun g gebrauch t hätte , wär e mir zu lan g gewese n un d d a ver- stan d ich auc h Kinder , di e öfte r ma l bei Gänge n durc h di e Stad t zu quengel n beginnen . Durc h kürzer e Bein e un d somi t kleine- re n Schritte n wir d ein e Streck e vo n eine m Kilomete r zu eine r Ausdauerwandertour . Un d ma l ehrlich : Würde n Si e bei Gestank , keine r Ahnung , wo Si e gerad e sin d un d unerklärliche n Geräu- sche n gern e eine n gefühlte n fün f Kilomete r Marsc h gutge- laun t fas t jede n Tag durchhal- ten ? Als o mi r reicht e es nac h de n zwe i Stunde n un d ich be- schloss , in de n nächste n Tage n nu r noc h a n meh r ode r wenige r ausgewählt e Ort e zu fahre n un d dan n dor t in di e „Kinderhaltung “ zu gehen . Hie r als o noc h ein paa r Beispiele . Da s „Hegertör- chen“ , da s durc h sei n Vernied- lichungskonzep t vo m Name n he r klei n un d schnuckeli g erdach t werde n könnte , wuch s in mei- ne n Auge n zu de r Frontmaue r vo m Brandenburge r Tor oder , noc h größer , vo n Versaille s he- ran . Menschenmasse n in de r In- nenstad t stürmte n auf mich zu un d umring t vo n laute r Beine n fühlt e ich mic h seh r hilflos . Di e Menschen , di e auf mic h runte r sahen , wurde n zu Riesen . Doc h es ga b nich t nu r erschreckend e Bilder . Spielplätz e erschiene n mi r mi t ei n bissche n Phantasi e wi e ei n große r Vergnügungspark . Auc h lie ß sic h di e Größ e vo n längs t ausgestorbene n Mam- mut s durc h die Elefante n im Zo o nähe r erahnen. Unter m Stric h kan n ich jede m de r sic h ma l vo n nörgelnde n Kin- der n gestör t fühl t raten , sic h ma l au f ihr e Höh e zu begebe n un d versuchen , ihr e Sich t de r un s so alltäglichen , bekannte n un d ver- traute n Ding e zu sehen . Viel- leich t entdecke n Si e dabe i auc h etwas , wa s ihne n auf ihre r Au- genhöh e gar nich t aufgefalle n wär e un d wa s Sie , vielleich t auc h nur für eine n Moment , erfreue n kann . Wär e solc h ei n Erlebni s in de m oft s o dröge n Allta g nich t schön ? Ic h wünsch e es Ihnen! Ihr Dr. Euge l vo n de r Redaktio n de s eulenspiege l Verlages wäre , grif f ic h auf di e populäre n Scherz e vo n Harp e Kerkelin g zu- rück , di e ich daz u passen d fand . „Ic h hab e Rücken “ un d scho n grinste n di e Passante n mic h an ode r ginge n einfac h kopfschüt- teln d weiter . Ich kan n nich t leug- nen , das s mi r beide s rech t war , den n schließlic h wa r mein e Mis- sio n ein e andere , als Reaktione n vo n Leute n au f Merkwürdigkei- te n zu testen . In de r Iburge r Straß e angekommen , brannte n mein e Kni e scho n unglaublich . Gut , da s ist wahrscheinlic h kei n Leide n vo n Kleinkindern , abe r dafü r eröffnete n sic h mi r gan z ander e Sichtweisen , di e mit Si- cherhei t auc h auf si e passen. Au f de r eine n Seit e wa r es schwe r di e Orientierun g zu hal- ten , da s o ziemlic h all e Wohn- häuse r au f der Höhe vo n eine m Meter , abgesehe n vielleich t vo n der Farbe , gleic h aussehen . Zu m Glüc k wusst e ic h ja im Vorhinein , das s es nu r geradeau s geht . Au f der andere n Seit e leuchtete n mi r durc h di e Schaufenste r bun- te Lichte r gena u in di e Augen . We r könnt e dara n scho n einfac h vorbeigehen ? Selbs t ich musst e stehenbleiben und schauen, was mic h den n da so anblinkte . Kein Wunde r also , das s Kinder , di e so wa s zu m ersten , zweite n ode r auc h zehnte n Ma l sehen , eine n Augenblic k vor so etwa s verharre n wollen . Doc h da s feh- lend e Verstehe n der Eltern , übe r di e Verwunderun g un d Begeis- terun g vo n de m Neuentdeckte n un d durc h di e angeblic h fehlen- de Zeit , die abe r komischerwei- se bei m TV schauen , ode r bei Telefonate n mit Freunde n doc h urplötzlic h wiede r da ist , bleibe n di e blitzende n Gegenständ e oft ein Mysteriu m für di e Kleinen , wei l scho n de r Ar m langgezoge n wir d un d es im Eilschrit t weiter- gehe n muss. Nac h weitere n gefühlte n 100 0 Kilometer n entschlos s ic h mich , ei n neue s Wagni s auszuprobie- re n – ic h wollt e di e Straßenseit e wechseln . Zwische n de n Auto s wa r di e Straß e kau m einzuse- hen , weshal b ich glaubte , mic h auf mei n Gehö r verlasse n zu können . Ich horcht e als o ange- streng t nac h recht s un d links . Doc h bevor ich mi r siche r war , wohe r de r Straßenlär m kam , hatt e ich bereit s ei n andere s Proble m zu bewältigen, den n de r Wagen , hinte r de m ic h hockte , wollt e losfahren . Zu m Glüc k sa ß kei n rasante r Fahre r hinte r de m Steuer , de r nich t plötzlic h eine n Riesensat z nac h hinte n machte . Abe r dafü r ha b ich nu n di e voll e Startladun g vo n Abgase n abge- kriegt . Nac h Huste n un d Zurück- springe n au f de n Bürgerstei g wa r ich ziemlic h fertig . Schweißper- len hatte n sic h au f meine r Stir n gesammelt . Was wär e woh l mi t eine m Kin d geschehen , da s di e Situatio n nich t so schnel l begrif- fe n un d dementsprechen d ge- handel t hätte? Zu m Ausruhe n un d um erstma l durchzuatmen , sucht e ic h mi r auf normale m Weg ein e Bank . Etwa s unkonsequent , den n Kin- de r wachse n ja auc h nich t au f einma l u m eine n Meter , abe r di e nu n schmerzende n Knie , de r Schrec k un d di e Blick e Fremde r triebe n mic h zu de r Entschei- dung , da s Projek t an diese r Stel- le ers t einma l zu unterbrechen . Di e Zeit , di e ich in meine r Hock- Osnabrück betrachtet aus der Sicht eines Kleinkindes Nun guck doch mal hier NEW ab Seite 4 Einsamkeit, Hitze u.v.m. Seite 19 Szene Auch als kostenlose Online-Ausgabe für alle Smartphones, Tablets & Co. www. dereulenspiegel.de Im Selbsttes t unterwegs : Auf Kinderaugenhöh e durch Osnabrück Die Osnabrücke r Szen e i m Netz: Werde Teil der Facebook-Gruppe: Facebook.com /eulenspiegel Osnabrück Seite 12 & 13 Alle Infos zum großen Partyjubiläum
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