eulenspiegel - Ausgabe 803

Gesundheit & Pflege Anzeigensonderseite www.dereulenspiegel.de Seit e 18 Teamleite r Hennin g Bau m erläu- tert : „E s gib t viel e Erfahrunge n zu m Rufaufkommen . Eine n Pea k erlebe n wir häufi g zwische n 1 0 un d 12 Uhr, wen n unser e Kun- de n in de n Tag gestarte t sin d ode r de r ambulant e Pflegediens t wiede r gefahre n ist . Eine n zwei- te n Peak gib t es oft zwische n 16 un d 18 Uhr, da di e Arztpraxe n dan n schließe n un d sic h viel e Sorge n machen , ob sie di e Nach t gu t überstehen. “ Da s Tea m diese r Hausnotruf- zentral e umfass t aussschließlic h ausgebildete Rettungs- und Pflegefachkräfte , di e übe r ver- schieden e Wege zu de n Jo- hanniter n un d an diese n beson- dere n Arbeitsplat z gekomme n sind . Un d trot z all ihre r Routin e un d Erfahrun g ist di e Begleitun g de r Menschen a m Telefo n ein e besonder s emotional e Aufgab e – durchschnittlic h müsse n in de r Woch e ei n bis zwe i Reanima- tione n (Wiederbelebungen ) a m Telefo n durchgeführ t werden . Paralle l wir d de r örtlich e Ret- tungsdiens t alarmiert . „Ic h bin dan n seh r konzentrier t un d an- gespannt , als o wi e im Tunnel“ , beschreib t Nanc y va n de r Meu- le n di e Situation . „Wen n wir An- gehörige ode r Nachbar n be i ei- ne r Reanimatio n anleiten , mus s alle s stimmen . Wir müsse n di e Mensche n durc h unser e Anspra- ch e einfange n un d mithilf e eine r strukturierte n Abfrag e zu de n nötige n Schritte n ermutigen. “ ‚Di e strukturiert e Abfrage ‘ – daz u gehöre n di e Überprüfun g vo n Puls , Atmung , Kreislau f un d Ansprechbarkeit bis hin zur Durchführung der Herzdruck- massage. Manchmal jedoch komm t jed e Hilf e zu spät : „Be i eine m übe r 90-jährige n Ehepaa r wei t drauße n au f de m Lan d sa ß di e Fra u bewusstlo s im Elektro- rollstuhl , un d ihr Man n konnt e In de r knap p 7.00 0 Einwohne r starke n Gemeind e Bern e im Landkrei s Wesermarsc h (Nieder- sachsen ) laufe n all e Notrufein- sätz e de r fas t 49.00 0 Hausnot- rufkunde n de r Johanniter-Unfall- Hilf e au s ganz Niedersachse n un d Breme n auf . Fü r di e 45 Mit- arbeitende n de r Hausnotrufzen- tral e geh t es dabe i natürlic h u m schnell e Hilf e – abe r ebe n auc h u m seelisch e Unterstützung , u m Freu d un d Leid , u m ei n offene s Oh r un d da s passend e Wor t zu r richtige n Zeit . „Uns erreiche n täglic h circ a 1.10 0 bis 1.50 0 Notrufeingän- ge“, sagt Teamleiter Marco Fürst , auc h wen n darunte r etwa s meh r al s di e Hälft e Probe - un d Fehlalarm e durc h Technike r ode r de r Kundschaf t sind . „Trotzde m werden natürlich alle Rufe angenomme n ode r mi t eine m Rückru f überprüft“ , unterstreich t er. Nebe n de n ernsthafte n Notfäl- le n möcht e sic h manchma l ei n Mensch vergewissern, dass wirklic h jeman d zu erreiche n ist , wen n er de n Hausnotru f drückt . Gelegentlic h geh t es auc h u m eine n schlichten , kurze n zwi- schenmenschlichen Kontakt. Ein Dreischichtsyste m für di e Mitarbeitende n in de r Einsatz- zentral e garantier t dabe i di e 24- Stunden-Erreichbarkei t an 36 5 Tage n pr o Jahr . Di e Schich t be- ginn t mi t eine r kurze n Übergabe , bei de r Detail s übe r noc h lau- fend e Vorgäng e ode r besondere , heikl e Ereignisse unte r de n Mit- arbeitende n ausgetausch t wer- den . Di e Schichtstärk e de r Einsatz- kräft e in de r Hausnotrufzentral e wir d abhängi g zur Tageskurv e de r Anruf e ode r Alarmmeldunge n besetzt , wi e de r stellvertretend e sie gar nich t bewegen , ge- schweig e den n ein e Reanima- tio n durchführen“ , erzähl t Nanc y va n de r Meule n bewegt . „Dan n versuch t man , di e Mensche n am Telefo n zu halten un d zu beglei- ten, bis der Rettungsdienst kommt . Abe r wen n ma n dan n jemande n verliert , ist da s etwa s andere s als ein e Verstorben e au f Station“ , erläuter t di e ehemalig e Krankenschwester . Freu d un d Lei d liege n in de r Einsatzzentral e seh r dich t beieinander . Di e alt e Dam e konnt e nich t gerette t wer- den . Eine geradezu tragikomische Geschicht e abe r ist Heik e Hün e widerfahren : „De r Anru f ka m vo n de r Tochter , ei n Nachba r wa r auc h vor Or t un d di e Mutte r lag bewusstlo s im Zimmer . Wir sin d als o gemeinsa m di e Einleitun g zu r Reanimatio n durchgegan- gen , paralle l wurd e di e 11 2 verständigt . Wi r spreche n mi t de n Beteiligte n dan n imme r lau t zusamme n de n Takt de r Herz- druckmassage , also zählte n wi r zu drit t imme r 1-1-1-1 . Un d plötzlic h hör e ich ein e weiter e Stimm e un d frag e nach , we r da jetz t noc h zählt . Es wa r dan n tatsächlic h di e Mutter , di e offen- ba r doc h nu r ohnmächti g gewe- se n ist . Di e Reanimatio n konn- te n wi r als o glücklicherweis e so- for t beenden“ , berichte t di e Pfle- gefachkraft . Eri k Westpha l hat in eine r seine r Nachtschichte n eine n wahre n Krim i erlebt . De n 37-Jährige n erreicht e ein Notru f mit seh r schlechte r Tonqualität , de r Na- me wa r nich t zu verstehen , nu r im Hintergrund waren laute Stimme n un d Geräusch e zu hö- ren . Es klan g wi e ei n Einbruch , dahe r wurd e paralle l di e Polize i übe r de n Vorfal l un d di e Adress e de s Kunde n informiert . Ei n Tator t wa r es dan n auch , abe r nu r im beliebten ARD-Sonntagabend- Format . „Absurderweis e deckte n sic h di e Antworte n auf mein e Frage n ‚Wi e geh t es Ihnen ‘ ode r ‚Sin d Si e verletzt? ‘ einig e Mo- ment e komplet t mi t de r Szen e im Fernsehen . Abe r dan n wurd e es doc h merkwürdig“ , erinner t sic h de r Rettungssanitäter . Letz- ten Ende s wa r es ei n versehent- liche r Notrufauslöse r de s Kun- den , de r sic h abe r dennoc h übe r di e Nachfrag e freute , ob be i ih m so wei t alle s in Ordnun g sei . U m dies e Ernsthaftigkei t geh e es letztendlic h immer , wi e Hennin g Baum unterstreicht: „Wenn Mensche n kein e Angehörige n ode r Freund e meh r haben , sin d wir oft da s letzt e Glied de r Kette . Un d manchma l lieg t de r Haus- notru f da nähe r al s di e 112 . Di e Geschicht e de s Kunde n ha t als o Vorrang , sein e Gesundhei t ode r Genesun g stehe n im Vorder- grund. “ Un d da s gilt auc h für di e viele n kleine n Missverständniss e un d Alltagsgeschichten, die das Team erlebt . D a berichtet e ein e Kundi n vo n ihre m Krampfanfall , un d der Rettungsdiens t wurd e verständigt . Tatsächlic h handel- te es sic h nu r u m eine n Waden- krampf . Manchma l freue n sic h di e Kundinne n ode r Kunde n auc h darüber , das s Anit a ode r Juanit a anruft , wen n sic h di e „Johanniter “ melden . Ode r di e Zentral e erinner t ihr e Einsatz- kräft e vor Or t daran , das s der fre i fliegend e Papage i eine r Kundi n extre m aggressi v au f da s Farb- spektru m Ro t reagier t – di e Far- be de r Johanniter-Einsatzklei- dung . Be i diese r gelegentliche n Ach- terbah n de r Gefühl e ist das Tea m entsprechen d wichti g für di e Un- terstützun g un d de n Austausc h untereinander . Teamleite r Marc o Fürst : „Da s Team fäng t viel e Situatione n auf, es gil t da s Mot- to ‚Spric h mit uns‘ . Da gib t es dann scho n di e Möglichkeit , ma l durchzuatme n ode r de n Plat z zu verlassen . Di e Reflexio n mit de n Vorgesetzte n un d de n Kollegin- ne n un d Kollege n kan n enor m helfen , da s gil t auc h fü r unser e Einsatzfahrer . Of t sin d es ja auc h jung e Menschen , zu m Beispie l im FSJ , di e zu m erste n Ma l eine n Ernstfal l erleben . All e könne n bei Bedar f auc h di e Team s de r Psy- chosozialen Notfallversorgung (PSNV ) i m Landesverban d an- sprechen. “ Im beste n Fal l geh t es für beid e Seite n gu t aus : „Ma n kan n de n Tag ode r da s Ereigni s mi t de r Rückmeldun g au s de m Tea m abschließen , un d di e schwie- rigere n Erlebniss e mus s ma n nich t mi t nac h Haus e nehmen“ , erläuter t Nanc y van de r Meulen , un d ihr e Kollegi n Fenj a Uter- möhle n ergänzt : „E s ist darübe r hinau s imme r schön , wen n ma n helfe n konnte . Manch e Kunde n drücke n de n Knop f dann , u m noc h einma l mit un s zu spreche n un d sic h für di e Betreuun g zu bedanken. “ Ihre n Servic e ergänze n di e Jo- hannite r mit ihre m Hausnotruf- Kundenmagazi n „JO!“ . Dreima l im Jah r finde n ihr e Kundinne n un d Kunde n hie r nich t nur Ak- tuelle s zu m eigentliche n Ange- bot , sonder n darübe r hinau s ei n vielseitiges Themenspektrum mi t Tipps , Idee n un d Unterstüt- zun g für ei n möglichs t selbst- ständige s Lebe n im Alter. Di e Ausgabe n de s Kundenma- gazin s „JO! “ finde n Si e unter : https://www.johanniter.de/juh/lv- ndsbr/medienservice/publikatio ne n Medienservice . Täglich gehe n über 1.000 Anrufe in der Johanniter-Hausnotrufzentrale ein Geschichten aus dem Hintergrund Dami t Medikament e gu t wirke n können , müsse n si e korrek t ein- genomme n werden : di e richtig e Medizin , zur richtige n Zeit , in de r richtige n Menge . Leide r geling t da s nich t immer . Vor alle m älter e Mensche n berichte n häufi g übe r Problem e bei de r Einnahme . Di e jüngste n Ergebniss e de r ABLY- MED-Studie bestätigen das. „Insgesam t konnte n nac h eige- ne n Angabe n run d 55% , als o übe r di e Hälft e de r Patient/inne n ihr e Medikament e nich t ver- schreibungsgemäß einneh- men“ , so Dr. Janin e Gronewold , Wissenschaftleri n a m Lehrstuh l für vaskulär e Neurologi e an de r Medizinischen Fakultät der Universitä t Duisburg-Esse n un d de r Universitätsmedizi n Essen. Di e Forschende n habe n daz u 10 0 Patient/innne n im Alte r zwi- sche n 70 un d 10 1 Jahre n be- fragt . Di e häufigste n Problem e bei der Handhabung traten hauptsächlic h be i de r Einnahm e vo n Tropfe n (4 3 %) , de m He- rausdrücke n vo n Tablette n au s Verpackunge n (3 7 %) un d de r Dosierun g vo n Augentropfe n (3 3 %) auf. „Dies e Date n decke n sic h mi t unsere n Ergebnisse n au s vorangegangene n Untersu- chungen . Hie r konnte n bei Vi- deoanalyse n gan z ähnlich e Pro- blem e beobachte t werden“ , so Annek e Lügering , Doktorandi n a m Institu t für Allgemeinmedizi n an de r Heinrich-Heine-Univer- sität . „Di e gut e Nachrich t ist , dass diesen Schwierigkeiten durc h eine n angepasste n Medi- kationspla n un d ein e entspre- chend e Schulun g un d Beratun g entgege n gewirk t werde n kann“ , so die beide n Hauptautorinnen , di e ihr e Ergebniss e kürzlic h im „Deutsche n Ärzteblat t Interna- tional “ veröffentlich t haben. Die Studienteilnehmer/innen berichtete n auch übe r zwe i wei- ter e alterstypisch e Problem e bei der Medikamenteneinnahme. Run d 11 % gabe n an , das s ihne n manchma l Medikament e ausge- hen , wei l sie nich t frühzeiti g bei ihre n behandelnde n Ärzt:inne n u m ein neue s Rezep t gebete n haben . Immerhi n 2 % erklärten, das s sie gelegentlic h Medika- ment e verwechselten . Di e be- schriebene n Problem e ergebe n sic h zu m eine n au s de r Vielzah l der verordnete n Medikament e un d zu m andere n au s eine r ein- geschränkte n Sich t un d Fein- motorik. „Un s wa r es vor alle m wichtig , herauszufinden , wi e häufi g sol- ch e Problem e bei de r Medika- menteneinnahme auftauchen un d wi e zuverlässi g älter e Men- schen ihre Einnahmefehler selbs t erkenne n können“ , so di e Autor/inne n de r Studie . Si e emp- fehlen deshal b Senior/innen, ihr e behandelnde n Ärzt/inne n darau f anzusprechen . Den n oft lassen sich unkomplizierte Lösunge n finden , inde m bei- spielsweis e di e Darreichungs- for m veränder t wir d un d Tablet- te n stat t de r schwierige r zu do- sierende n Tropfe n eingenom- me n werden . „E s kan n auc h sinnvol l sein , di e Pillendos e für einig e Tage ode r ein e ganz e Woch e im Vorau s zu befüllen . Da s beug t Verwechslunge n vor und lässt außerdem etwas Spielraum , um sic h rechtzeiti g ein neue s Rezep t ausstelle n zu lassen. “ (Text : Universitätsklini- ku m Essen) Probleme bei der Medikamenteneinnahme Wieder die Tablette vergessen? Foto: pixabay

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